1.20 Der Münzschatz im Turmknopf der Zittauer Kreuzkirche - Ein Zeugnis Oberlausitzer Bildungsbürgertums im 17. und 18. Jahrhundert

I  LANDESGESCHICHTE

Lars-Gunter Schier, ein ausgewiesener Numismatiker aus Seifhennersdorf, hat 2020 einen bei Renovierung der Kirche zum Hl. Kreuz zu Zittau entdeckten Münzschatz wissenschaftlich untersucht und dabei Erstaunliches festgestellt.
Als 1651 die im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Kreuzkirche wiederaufgebaut wurde, hinterließ die Zittauer Oberschicht im Turmknopf einzigartige historische Zeugnisse wie Urkunden und wertvolle Münzen, teils sogar aus purem Golde. Bis 1753 wiederholte sich dieser Brauch noch drei Mal, wodurch sich in zwei Kupferkapseln ein regelrechter Schatz ansammelte. Die in Latein verfassten Urkunden stammen von so bedeutsamen Oberlausitzer Männern wie Christian Keimann, Christian Weise oder Christian Pescheck, welche dabei das große politische Zeitgeschehen in ganz Europa aufnehmen.
Das außergewöhnliche an den beigefügten Münzen und Medaillen ist, dass sie eben mit diesem Zeitgeschehen korrespondieren. So wird mit äußerst wertvollen und seltenen Objekten z. B. dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, den böhmischen Glaubensflüchtlingen, der Türkenabwehr oder den Schlesischen Kriegen aus Sicht der Oberlausitz gedacht. Glanzpunkte des Schatzes sind zwei der Münzwissenschaft bisher vollkommen unbekannte Geldstücke, eines davon von der Stadt Görlitz.
Der Münzschatz ist ein eindrucksvolles Zeugnis des gehobenen Bildungsbürgertums im 17. und 18. Jahrhundert.